VIPASSANA
MEDITATION
Vom
Ehrwürdigen Phra Kru Kraisavilasa Metthavihari
Dies
ist eine kurze Einführung in die Vipassana-Meditationspraxis .
Vipassana
bedeutet Einsicht, d. h. Einsicht in das wahre Wesen der Existenz. In sehr
vielen Teilen der Welt sind die Menschen heutzutage an Meditation interessiert.
Aber die meisten Menschen sind doch noch stärker an materieller Entwicklung
interessiert und kümmern sich nicht so sehr um spirituelle Angelegenheiten.
Erst wenn sie feststellen, daß materielle Dinge nicht glücklich machen – eher
im Gegenteil, beginnen sie, nach Auswegen zu suchen; vielleicht finden sie
eine Antwort auf ihre Probleme in der Meditation. Viele Menschen denken immer
noch, Meditation sei etwas wie Magie oder Hypnose oder eine Art von Gebet, das
vornehmlich in der Kirche verrichtet wird und in dem Gott darum gebeten wird,
den Menschen von Leiden, Hunger oder von Irrtümern durch Fehlverhalten zu
befreien.
Um
ein rechtes Verständnis der Meditation zu erreichen, wird ihnen angeraten,
Selbstkontrolle von Körper und Rede zu üben. Ihr Handeln wird dann in Ordnung
sein. Ferner werden sie die Kraft gewinnen, Ihren Geist nach innen zu lenken.
Im Meditieren lernen sie, Ihren Geist von der Störung durch Verunreinigungen zu
befreien und Weisheit zu sehen.
Wenn
sie sich auf rechte Weise konzentrieren können, werden Frieden und Harmonie
ihren Geist erfüllen. Sie werden klar sein und sich glücklich fühlen und auch
Ihre Umgebung klar machen, sogar die ganze Gesellschaft wird davon profitieren.
Nach einiger Zeit werden sie imstande sein, die Meditation auch im täglichen
Leben auszuüben; und das ist wichtig, weil wir alle viel Zeit auf unsere
alltäglichen Dinge verwenden. Vollkommenes Gewahrsein während der alltäglichen
Aktivitäten wird sich als nützlich erweisen, weil sie die Dinge viel schärfer
sehen und sie nicht so viele Fehler machen.
Schon
jedes einzelne Bewußtmachen irgendeiner Deiner Handlungen ist Meditation. Also
fühle Dich nicht entmutigt, wenn Du nicht die ganze Zeit aufmerksam sein
kannst. Während eines Retreats ist es wichtig, die vier Grundlagen der
Achtsamkeit zu betrachten. Sie sind:
Betrachtung
über den Körper
Betrachtung
über die Gefühle
Betrachtung
über das Bewußtsein
Betrachtung
über die Erscheinungen der Natur, die Geistesobjekte sind.
Wir
werden nun die Technik der Meditationspraxis sowie dabei aufkommende
Verunreinigungen oder Hindernisse erläutern und auch über die Bedeutung von
Meditation sprechen.
KAPITEL
1
In
der Praxis der Vipassana-Meditation gibt es verschiedene Übungen:
Die
Sitzübung
Sitze
mit gekreuzten Beinen, vorzugsweise im halben Lotus-Sitz, d. h. ein Fuß liegt
auf dem Oberschenkel des anderen Beins. Halte den Rücken gerade und aufrecht.
Lege die rechte Hand in die linke. Schließe Deine Augen oder lasse sie offen
und fixiere Deinen Blick etwa einen Meter vor Dir. Nimm Dir einige Zeit, bevor
Du anfängst, um Dich richtig und so bequem wie möglich hinzusetzen.
Richte
Deine Aufmerksamkeit dann auf den Bereich Deines Körpers, den der Atem in
Bewegung versetzt; die meisten werden herausfinden, daß der Nabel das Zentrum
der Bewegung ist. Versichere Dich, daß Dein Körper so atmet, wie er will; also
beeinfluße den Atem nicht. Bei jedem Einatmen wird sich Dein Nabel bewegen,
mache dann eine geistige Bemerkung dazu. Sage im Geist: “Heben”. Bei jedem
Ausatmen wird sich Dein Bauch zurückbewegen, mache dann die geistige Bemerkung:
“Senken”. Fahre
Die
Gehübung
Beim
Gehen liegt die Aufmerksamkeit auf dem Fuß, der gerade bewegt wird. Mache
während des Vollzugs der Bewegung eine geistige Bemerkung zu dieser Handlung.
In dieser Übung gibt es mehrere Phasen.
Die
erste ist, daß wir nur bemerken, daß ein Fuß sich vorwärts bewegt. Die geistige
Bemerkung ist: “Links gehts so, rechts geht so, links geht so” etc.
Bemerke
in der zweiten Phase das Heben und Aufsetzen des Fußes. Sage: “Heben, treten”.
In
der dritten Phase geht die Aufmerksamkeit auch zu der Bewegung dazwischen. Sage
innerlich: “Heben, gehen, treten”.
Die
vierte Phase: “Ferse hoch, heben, gehen, treten”.
Die
fünfte: “Ferse hoch, heben, gehen, senken, treten”.
Die
sechste: “Ferse hoch, heben, gehen, senken, treten, drücken”. Beim Drücken wird
das Gewicht nacheinander auf beide Füße verlagert.
Achte
darauf, die geistige Bemerkung wirklich dann zu machen, wenn die Bewegung
gerade passiert; nimm die Bewegung also nicht vorweg, und laß Deinen Geist
nicht nachhinken. Sieh nicht auf Deinen Fuß blicke etwa zwei Meter vor Dir und
halte den Körper aufrecht. Stelle Dich, bevor Du mit dem Gehen anfängst,
aufrecht hin und mache Dir vollkommen bewußt, daß Du stehst.
Mache
entsprechend die geistige Bemerkung: “Stehen, stehen, stehen”. Gehe dann und
führe die oben beschriebene Übung durch, und zwar so weit, wie es der
vorhandene Raum erlaubt, aber wähle die Strecke besser nicht länger als zehn
Meter. Stelle jetzt Deine Füße wieder zusammen und sage wieder: “Stehen,
stehen, stehen”. Drehe Dich danach herum, sei völlig wachsam bei dieser
Handlung und sage: “Drehen, drehen”….Stehe dann wieder und sage: “Stehen,
stehen, stehen”, bevor Du in die entgegengesetzte Richtung gehst.
Am
besten bleibt man im Anfangsstadium der Meditationspraxis bei der einfachen
Übungsphase. Es ist ratsam, erst dann zu der nächst-schwierigeren Übungsphase
überzugehen, wenn man genügend Praxis hatte.
Die
Niederwerfungsübung
Knie
auf dem Boden und sitze auf den Fersen, die Füße ruhen auf den Zehen. Der
Rücken ist gerade. Lege nun die Hände zusammen und richte die Daumen gegen die
Brust in Herzhöhe. Sage innerlich: “Reinheit”. Mache Dir dabei keine Bilder,
richte Deine Aufmerksamkeit einfach auf das Herzzentrum.
Hebe
dann die Hände soweit, bis die Daumen die Stirn berühren. Richte Deine
Aufmerksamkeit dorthin und sage innerlich: “Mitgefühl”.
Die
folgende Bewegung besteht darin, die Unterarme und die Hände auf den Boden zu
plazieren; die Ellbogen berühren die Knie, und die Hände liegen mit den
Handflächen nach unten, die Daumen berühren sich an den Spitzen; lege die Stirn
zwischen die Hände und sage innerlich: “Weisheit”.
Komme
nach einiger Zeit zurück zu der Ausgangsposition und wiederhole den gesamten
Ablauf. Tue dies mindestens dreimal. Es ist empfehlenswert, diese Übung vor
jeder Sitz- oder Gehperiode durchzuführen. Sie wird Dir dabei helfen, einen
Abstand zwischen Dir und Deinen alltäglichen Aktivitäten zu schaffen.
Für
Buddhisten kann diese Übung erweitert werden. Beim ersten Mal konzentriere man
sich auf die Eigenschaften des Buddha, indem man innerlich sagt: “Buddha,
Reinheit, Mitgefühl, Weisheit”. Beim zweiten Mal betrachte man das Dhamma, was
bedeutet, daß alle Dinge als hier und jetzt existierend gesehen werden sollten
und daß man nur die Erfahrung verzögert, wenn man die Dinge erst nach dem
gegenwärtigen Moment sieht. Beim dritten Mal das Sangha, was bedeutet:
Geradheit, Rechtschaffenheit und rechtes Verhalten in Frieden und Harmonie.
Die
Liegeübung
Liege
auf der Seite. Lege eine Hand auf den Oberschenkel und benutze die andere dazu,
den Kopf abzustützen, und zwar so, daß der Oberarm, der Unterarm und der Kopf
ein Dreieck bilden; der Kopf liegt nicht auf dem Boden; das ist wichtig, um
nicht schläfrig zu werden. Achte im Liegen wieder auf den Atem: “Heben,
senken”.
Während
eines intensiven Meditationskurses sollte das Training nicht unterbrochen
werden. Also kein Lesen, kein Sprechen, kein Schreiben, kein Musikhören, kein
Singen, kein Wechseln der Technik oder des zuständigen Lehrers. Sei z. B beim
Waschen dieser Handlung völlig gewahr und benenne sie. Sei beim
Schlafen:
Setze
die Schlafenszeit auf sechs bis vier Stunden herab. Sei achtsam bei allen
Verrichtungen, die zur Vorbereitung und zum Hinlegen nötig sind. Wenn Du im
Bett liegst, sieh wieder, wie Dein Atem Deinen Körper hebt und senkt. Auf diese
Weise gibt es keine Unterbrechung der Meditation.
Es
ist wichtig, daß genausoviel Zeit auf das Sitzen verwendet wird wie auf das
Gehen. Die Gehübung ist die Quelle der Energie, und sie entwickelt Achtsamkeit.
Die Sitzübung fördert insbesondere Konzentration und die weitere Entwicklung
der Achtsamkeit.
KAPITEL
2
Umgang
mit Hindernissen
Wenn
während der Meditationspraxis nicht allzuviele Gedanken oder andere Ablenkungen
aufkommen, so liegt das an rechter Konzentration. Wenn viele Gedanken mit
vielen Geistesobjekten aufkommen, dann ist keine Konzentration vorhanden.
Ich
möchte Dich so anleiten, daß Du die Geistesobjekte gebrauchen kannst, anstatt sie
als Hindernisse zu betrachten. Du wirst lernen, mit Gedanken umzugehen und mit
allem anderen, das Deinen Geist ablenken mag. Es gibt fünf Erscheinungen von
Hindernissen, nämlich: Verlangen, Haß, Mattigkeit, Besorgnis, Zweifel.
Besprechen wir zunächst ausführlich das Verlangen:
Jedes
sinnenmäßige Verlangen, d. h. ein Verlangen das durch den Kontakt mit einem der
Sinne entsteht, ist eine Art von Hindernis. Wir können sogar soweit gehen zu
sagen, daß der Wunsch, eine gute Meditation zu haben, ein Hindernis darstellt.
Wenn
ein Gedanke aufkommt, willst Du den Gedanken vielleicht loswerden, weil Du eine
gute Meditation haben möchtest. Auf diesem Weg funktioniert das Meditieren aber
nicht; denn wenn Du Gedanken unterdrückst, wirst Du verwirrt, weil weiterhin
Gedanken aufkommen, und so ist die ganze Zeit Konditionierung vorhanden.
Wenn
Du aber Deines Verlangens gewahr bist in dem Moment, wo es aufkommt, dann
kannst Du es für die Meditation gebrauchen. Du kannst es als ein Objekt für die
Meditationspraxis gebrauchen. Wenn der Wunsch nach einer guten Meditation da
ist, beobachte den Wunsch und benenne ihn: “Dies ist Wunsch” oder “Wollen”.
Wiederhole dies solange, bis es für Deinen Geist klar ist, daß ein Wunsch da
ist, und dann wird der Wunsch nicht mehr länger vorhanden sein. Nun kannst Du
zur gewohnten Praxis zurückkehren.
Es
ist also nötig, völlig gewahr zu sein, sich des Verlangens bewußt zu sein oder
es zu entdecken, bevor es uns in seinen Griff bekommt.
Wir
mögen auch erkennen, daß unser Geist nicht mehr zufrieden ist, weil er von
Wünschen abgelenkt wird. Indem Du mit Deinen Wünschen in dieser Weise
arbeitest, werden die Wünsche von Hindernissen zu Grundlagen der Achtsamkeit
verkehrt, und sie können sogar als gute Wünsche gesehen werden.
Das
zweite Hindernis ist das des Ärgers. Haß umschließt die ganze Kette von
Gefühlen von einer leichten Reizung bis zu wütendem Haß, z. B. Zorn,
Widerwille, Übelwollen. Gedanken dieser Art sind sehr negativ. Wenn eine
Neigung zu Haß vorhanden ist oder dazu, Dich über Dich selbst oder jemand
anderen zu ärgern, dann ist das eine Erscheinung von Übelwollen, und das bildet
immer ein Hindernis.
In
diesem Hindernis ist viel negative Kraft. Wenn Du das erkennst, kannst Du diese
Kraft ändern und sie als ein Geistesobjekt für die Meditation gebrauchen. Das
geschieht genauso wie mit dem Verlangen, also machen wir eine geistige
Bemerkung zu diesem Gefühl, sobald wir erkannt haben, daß es aufgetaucht ist,
indem wir sagen: “Dies ist Übelwollen” oder “Dies ist Zorn” oder “Dies ist
Abneigung” oder “Dies ist Aggression”. Indem wir das tun, werden wir gewahr,
daß solch ein Gefühl aufgekommen ist, und gleichzeitig meditieren wir darüber.
Wenn Du nach einiger Zeit siehst, daß sich das Gefühl durch sein Bemerktwerden
gelegt hat, gehst Du wieder zurück zu der gewöhnlichen Übung.
Mattigkeit
ist das dritte Hindernis. Mattigkeit, Schläfrigkeit, Dumpfheit, Faulheit,
Starrheit. Diese Art von geistiger Erscheinung ist ein Hindernis, weil sie
unseren Geist und unser Bewußtsein so sehr ablenkt, daß wir nicht mehr dessen
gewahr sind, was wir hier und jetzt tun. Wir verlieren sogar den Kontakt mit
der Meditationstechnik.
Aufgrund
von Faulheit und geistiger Starrheit wird der Geist träge. Dieser
Geisteszustand ist der durch gewiße Drogen verursachten Trägheit nicht unähnlich.
Infolge der Mattigkeit können wir nicht gewahr sein, Meditation ist also nicht
vorhanden. Wir versuchen vielleicht, gewahr zu bleiben, aber Faulheit und
Trägheit haben soviel Kraft, daß wir ihnen nicht wiederstehen können. Wenn dies
geschieht, brauchst Du eine Veränderung; stehe z. B. auf und mache ein paar
Schritte, wasche Dein Gesicht, tue etwas, um Deinen Körper wach zu halten. Wenn
all diese Dinge nichts helfen, legst Du Dich vielleicht hin um zu schlafen;
aber tue dies mit dem festen Entschluß, in dem Moment wieder aufzustehen, wenn
Du wach wirst.
Die
vierte Erscheinung von negativem Bewußtsein ist das Hindernis der Besorgnis und
der Ruhelosigkeit. Sie mögen Dich die ganze Zeit über ablenken. Wenn dies
geschieht, funktioniert Deine Achtsamkeit nicht mehr, und Dein Geist ist
unklar. Also mußt Du Deinem Geist klarmachen, daß Du Dich sorgst oder daß Du
ruhelos bist. Du magst Dich fragen: “Was ist diese Besorgnis von mir?”
Du
mußt mit sehr scharfer Aufmerksamkeit hinsehen. So ist nun das Geistesobjekt
“Besorgnis” das Meditationsobjekt, und Du machst Gebrauch von Deiner Sorge.
Achte darauf, daß Du die Besorgnis nicht schlimmer machst, d. h. verstärke sie
nicht, nimm sie wie sie ist. Sieh in Dein Herz und wiederhole im Geiste: “Dies
ist Besorgnis”; tue das mehrere Male. Jetzt wird die Ablenkung zu einer
positiven Kraft, die zu Deiner Stärke beitragen wird.
Das
letzte der Hindernisse ist Zweifel. Was für ein Zweifel auch immer aufkommen
mag, er wird Deinen Geist immer in die Irre führen und so den Fortgang der
geistigen Entfaltung hemmen. Sei der Art des vorhandenen Zweifel gewahr und
dessen, worüber Du zweifelst, oder was es ist, das Dich zweifeln läßt. Sei
nicht zu sehr darauf gerichtet, Antworten zu erhalten, denn das geschieht nur
auf der Ebene des Verstandes, und darin liegt keine Weisheit. Einsicht und
intuitives Wissen liegen jenseits von vernünftigem Denken. Das Umgehen mit dem
Zweifel ist keine Sache von Mutmassen oder logischem Urteilen, sondern von
etwas, wofür es vielleicht kein Wort gibt. Es ist eine Art von Verstehen,
rechtem Verstehen.
Wenn
Du erkennst, daß der kritische Teil Deines Gehirns nicht die Antworten liefern
wird, dann bist Du auf dem Weg zum Verstehen. Laß die Antworten für eine Weile
sein, laß sie ruhen und versuche, Einsichts-Wissen, Einsichts-Erfahrung zu
entwickeln, was mit Weisheit verbunden ist.
Gebrauche
das Hindernis wieder als Meditationsobjekt, indem Du Dein Gewahrsein oder Deine
Achtsamkeit auf Deinen Zweifel richtest, und wiederhole geistig: “Zweifeln,
zweifeln”. Fahre so fort, bis sich der Zweifel auflöst, und Du kannst die
gewohnte Übung wiederaufnehmen. Wichtig ist, wenn Du Dein altes Bewußtsein
zusammen mit Deinem Zweifel verlierst , daß Du vielleicht eines neuen
Bewußtseins gewahr wirst; dies mag beweisen, daß etwas Weisheit gewonnen ist.
Jeder,
der Meditation praktiziert, wird mit den fünf Hindernissen konfrontiert,
deshalb ist es sehr wichtig, sie gründlich zu kennen.
Mache
immer Gebrauch von den Hindernissen, das wird Deine Stärke vergrössern.
Bekämpfe sie nie, dann verlierst Du an Stärke , und Kämpfen ist Gewalt, nicht
Frieden. Wir meditieren, um ruhig zu sein, gesammelt und konzentriert. Also
laßt uns nicht kämpfen.
Laßt
uns alles, was kommt, in Kontakt mit unseren Sinnen annehmen. Alle sechs Sinne
können bei jedem Kontakt ein Hindernis liefern, zumindest wenn Du in es
hineingehst. Wenn Du des Sinneskontaktes gewahr bist, dann gibt es kein
Hindernis, sondern starke Aufmerksamkeit, die zur Entfaltung von Einsicht
führt.
Der
Grund für das Aufkommen der Hindernisse ist, daß wir in dem Moment des
Kontaktes nicht gewahr, nicht achtsam sind, deshalb führen sie zu allen
möglichen Arten von Gefühlen. Ich will ein Beispiel geben: Wenn Du eine Blume
ansiehst, dann ist nur Sehen da. Das ist OK. Wenn Du anfängst, andere Dinge zu
denken wie: “Was für eine Blume ist das, oder woher kommt sie, oder wieviel
kostet sie”, dann spielt Konditionierung eine Rolle. Und wenn Du nicht sehr
wach bist, werden weiter neue Fragen aufkommen. Wenn dies geschieht, ist der
Kontakt vollkommen verlorengegangen, jetzt wirkt nur das Gefühl auf Dich.
Also,
der/die – gute – Meditierende sieht nur dann, wenn er/sie bloß sieht, mehr
nicht. Das ist real.
Die
Blume anzusehen, ist real, sogar ihre verschiedenen Farben zu sehen, ist real,
aber nicht mehr als das. Wenn Du mehr erlaubst, wird es zu einem Problem für
Deine Meditation werden, sogar in Deinem täglichen Leben. Wenn Du eine Straße
entlang gehst und an irgendeinem Geschäft vorbeikommst, dann sind da viele
Dinge zu sehen, und Wunsch oder Abneigung werden aufkommen, falls Du mehr tust
als bloß zu sehen, und so gerätst Du beim Gehen ständig in Probleme.
Während
eines Retreats beobachten wir uns selbst, um in Kontakt mit den Sinnen zu
kommen so, wie sie sind. Indem wir das tun, entwickeln wir Schritt für Schritt
Kraft, und zusammen mit Kraft entwickeln wir Konzentration, rechte
Konzentration. Manchmal werden gewisse körperliche Empfindungen auftauchen, wie
z. B. Schmerz, Jucken oder irgendein angenehmes Körpergefühl. Handle nun wie
ein Beobachter und sei des Sinneskontaktes gewahr und benenne ihn sofort, um so
dem Aufkommen der Gefühle keine Chance zu geben. Wenn Du weiter alles benennst,
was von Deinen Sinnen entsteht, dann ist nichts als Kontakt da, und es sind
keine Gefühle wie gut oder schlecht, angenehm oder unangenehm da. Sieh, durch
welches Sinnesorgan der Kontakt entstanden ist. Wenn aufgrund von Nicht
Gewahrsein ein Gefühl aufgekommen ist, richte Deine Aufmerksamkeit auf Dein
Herz und mache die geistige Bemerkung: “Dies ist ein Gefühl”; fahre damit fort,
bis Du siehst, daß das Gefühl verschwunden ist. Zum Beispiel: Wenn Du Schmerz
in Deinem Bein verspürst, und Du magst keinen Schmerz, dann ist Schmerz
unangenehm. Du wirst Dich selber von Schmerz überwältigt fühlen, Du beginnst
daran zu denken, den Körper zu bewegen, oder Du beginnst, Dich auf das Ende des
Meditationsabschnitts zu freuen etc. Eine negative Haltung gegenüber dem
Schmerz ist da. Was Du nun tun solltest, ist, etwas Abstand zwischen Dir und
dem Schmerz zu schaffen. Du magst dies tun, indem Du innerlich sagst: “Schmerz,
Schmerz”, mit Deiner Aufmerksamkeit im Herzzentrum. Auf diese Weise wird der
Schmerz seine Gewalt über Dich verlieren, und eventuell wird er ganz aufhören.
Alle
Meditierenden werden sich selbst mit Moral beschäftigen müssen, der wirklichen
Moral. Das Praktizieren von Moral heißt: die Sinne zurückzuhalten. Die Praxis
besteht darin, zu lernen, nicht von Deinen Sinneskontakten beeinflußt zu
werden.
Wenn
Du Dir selbst erlaubst, von den Sinneskontakten beeinflußt zu werden, wirst Du eine
harte Zeit haben. Wenn Du wach bleibst und den genauen Moment des
Sinneskontaktes bemerkst, dann ist echte Moral entstanden. Und Moral wird Dich
zu rechter Konzentration führen. Es gibt auch eine Moral, die sich darauf
bezieht, einen Eid zu halten oder gewisse Vorschriften zu beachten. Aber das
ist nicht die wirkliche Moral für diejenigen, die meditieren. Die echte Moral
ist das Gewahrsein jedes Sinneskontaktes in jedem Moment. Mit dem Aufbauen von
Moral wird auch leicht Konzentration kommen, und die Meditation wird leicht
sein.
Wenn
Du siehst, und Du siehst wirklich, dann bist Du des Sehens gewahr. Es ist keine
Illusion, keine Unwissenheit vorhanden; Du siehst sie, wie sie sind, und das
ist richtig. Sehen ist gut. Wenn Du auf diese Weise sehen kannst, wird
Loslösung kommen, und Du wirst Dich nicht dazu verpflichtet fühlen, irgendetwas
mit dem Sehen zu tun. Du bist frei von dem, was Du siehst.
Dasselbe
geht auch mit dem Höhren. Es ist immer gut zu hören, denn Dein Ohr ist in
Ordnung, Du bist nicht taub. Du kannst hören, ohne Illusionen zu schaffen, also
ohne Deine Konditionierung zu gebrauchen. Es ist reiner Klang vorhanden, von
dem Du frei bist, mit dem Du Dich nicht zu identifizieren brauchst.
Zurück
zum Sehen. Beim Sehen sieht Dein Auge, Du bist nicht blind. Der bloße Akt des
Sehens geht einher mit Verstehen und wird nun keine Probleme schaffen. Dies ist
die wahre Praxis der Meditation. Wenn Du in dieser Weise praktizierst, werden
Schritt für Schritt Moral und Energie kommen; gleichzeitig wirst Du Konzentration
gewinnen, die Dir überall folgen wird; daraus wird Weisheit entstehen.
Um
es anders zu sagen:
Sila – Moral,
Samadhi – Konzentration,
Panna – Weisheit
werden
entstehen, und sie werden gleichzeitig in einem Prozeß entstehen. Dies
entspricht dem Buddhismus und ist für diejenigen gedacht, die Nachfolger
unseres Herrn Buddha sind, und für diejenigen, die den Buddhismus studieren
wollen.
KAPITAL
3
Nanakatha
Für
jemanden der Vipassana praktiziert, ist es besonders wichtig, die sechzehn nanas
in aufeinanderfolgender Ordnung klar zu verstehen. Das Wort nana bedeutet
in direkter Übersetzung Wissen, Verständnis, Gewahrsein oder Intelligenz.
Das
erste nana ist Namarupaparicchedanana – das analytische
Wissen von Geist und Körper. Wenn man nicht im Sinne von Vipassana meditiert,
kann man nicht die Wechselbeziehung von Geist und Körper erkennen.
Gleichzeitig
ist es schwierig, ihr Funktionieren zu einem speziellen Zeitpunkt zu verstehen.
Es ist leicht zu sehen, daß Geist und Körper existieren, aber es ist schwierig,
ihre wahren Merkmale zu sehen, bis daß man die Vipassana-Meditation praktiziert
und das analytische Wissen von Geist und Körper erlangt. Indem Du mit dem
Benennen der körperlichen Bewegungen: Sitzen, Stehen, Gehen oder Liegen
praktiziert, siehst Du, daß der Körper und der Geist zusammen arbeiten. Im
täglichen Leben ist es unmöglich, die Harmonie zwischen ihnen zu sehen.
Dies
zu sehen, ist das erste Zeichen, daß Du die rechte Sicht von Dir selbst erlangt
hast, was das rechte Bild von Deiner Persönlichkeit ist. Du weißt wirklich, wer
Du jetzt bist, nicht in der Vergangenheit oder in der Zukunft, sondern hier und
jetzt.
Dies
ist die wahre Bedeutung des analytischen Wissens von Geist und Körper. Es wird
durch diese Meditationsmethode realisiert, indem Du der Arbeit von Geist und
Körper gewahr bist. Dies wird als volles Verständnis, volle Intelligenz oder
Weisheit betrachtet, was Dein erster Schritt der Erkenntnis ist. Bevor Du
dieses Wissen oder Gewahrsein erlangst, mußt Du durch die Reinigung von
Disziplin und die Reinigung von Geist gehen. Dies bedeutet, daß Du nicht
gestört wirst durch Hindernisse wie Sinnenverlangen, Haß, Übelwollen, Faulheit,
Trägheit, Mattigkeit, Ruhelosigkeit oder Zweifel. In der Folge davon ist Dein
Geist klar. Als ein Schritt dahin mußt Du durch sehr viel Disziplinübung gehen.
Wenn Du von diesen negativen Qualitäten frei bist, bist Du in der Lage, die
rechte Sicht zu
Das
zweite Wissen ist Paccayapariggaha-nana – Wissen, das sich mit
dem Konditionieren von Geist und Körper beschäftigt. Wenn man weiter
praktiziert, kann man sehen, wie Geist und Körper sich gegenseitig
konditionieren. An diesem Punkt wirst Du sehen, daß es Dein Geist ist, der
Deinen Körper konditioniert und umkehrt, da beide ständig Ursache und Wirkung
füreinander sind.
In
Deiner Meditation ist die erste Art von Gewahrsein das Erkennen des Körpers
als Meditationsobjekt, was Kayanupassanasatipatthana genannt wird,
indem die Grundlage der Achtsamkeit auf den Körper gerichtet wird. Du
beobachtest das Heben und Senken des Bauches als eine Manifestation des
Atemprozesses, in dem die Schwingung des Luftelements durch Deine Nase, Herz,
Lungen, den ganzen Weg hinunter zum Bauch geht. Es ist der Geist, der all diese
Geschehnisse beobachtet und erkennt. In anderen Worten: es ist der Geist, der
das Existieren des Körpers verursacht.
Auf
der anderen Seite ist der Körper ebenso die Ursache für den Geist. Oftmals,
auch wenn der Geist abwesend ist, geht der Atem unbewußt dennoch weiter. Es ist
die Körperbewegung, die es verursacht, daß der Geist diese erkennt.
Manchmal
ist der Geist inaktiv, halb wach, halb schlafend. Weil der Körper unbewußt
arbeitet, verursacht er, daß der Geist dabei ist. Dies ist offensichtlicher in
der Gehmeditation. Wenn Dein Fuß schreitet, Dein Schritt vollendet wird, kommt
Dein Gewahrsein danach. Dein Geist wandert weg, tagträumend, oder er wird durch
Blicke oder Geräusche unterbrochen. Du gehst geistesabwesend weiter.
Unterbewußt ist der Geist immer noch die Ursache für die Körperbewegung.
Anschließend ist es der Körper, der es verursacht, daß der Geist wiederkommt
und wieder achtsam ist.
Nach
dem
Während
des Retreats hast Du viel Zeit, um den psychophysikalischen Prozeß, wie Geist
und Körper sich gegenseitig konditionieren, zu beobachten. Die permanente
Beobachtung von Dir selbst ist wahre Vipassana-Praxis.
Wenn
Du dies gesehen hast, werden alle Zweifel und Fragen über Dich selbst
verschwinden. Nachdem Du das zweite Wissen erlangt hast das Wissen, was das
Konditionieren von Geist und Körper betrifft -, erlangst Du die Reinigung des
Überschreitens von Zweifel. Du hast nun ein klares Verstehen um die Vergangenheit
und die Zukunft. Manchmal bringen Deine Meditationsbilder Erinnerungen zurück,
die lange in der Vergangenheit vergessen waren. Andere Male siehst Du die
Dinge, die Du nie zuvor gesehen hast. Dies ist in der Tat das Ergebnis davon,
das zweite nana erhalten zu haben.
Das
dritte nana ist Sammasana-nana das Wissen vom Verstehen
der universalen Merkmale. In Deiner irdischen Erfahrung scheinen Dinge zu
existieren und bleibend zu sein. Wenn Du das analytische Wissen von nama-rupa
erlangt hast und das Wissen darum, daß Geist und Körper sich gegenseitig
konditionieren, erst dann beginnst Du sie im Sinne von universalen Merkmalen zu
sehen.
Wenn
Du diesen Zustand wiederholt erfahren hast, bist Du überzeugt, daß es
verschiedene Veränderungen im Geist und Körper gibt, zusammen mit Schmerz,
Leiden und Unzufriedenheit, plus der Unfähigkeit, sie zu kontrollieren. Wenn Du
dies klar wahrnimmst, bist Du dazu gekommen, die Situation zu akzeptieren.
Ferner nimmst Du die Veränderungen in Dir selbst wahr und sogar die Veränderungen
in Deinen Meditationserfahrungen. Außerhalb des Retreats können diejenigen, die
täglich oder wöchentlich meditieren, ohne Problem eine Stunde lang sitzen.
Im
Retreat, nachdem sie Sammasana-nana erlangt haben, könnten sie
nicht einmal zehn Minuten lang sitzen, weil sie von Schmerz überwältig werden.
Dein Geist ist manchmal zerstreut. Diese Erfahrung ändert Deinen Glauben daran,
daß Du Dein Sitzen für einen längeren Zeitraum kontrollieren kannst. Es ist
auch offensichtlich, daß Du unzufrieden geworden bist mit Deiner Praxis.
Dies
ist in der Tat das Merkmal des dritten Wissens, das den Beginn von Vipassana
markiert. Wir könnten sagen , wenn Dein Schmerz so intensiv ist, daß Du fühlst,
es ist unmöglich, die Praxis fortzuführen, daß Du dann beginnst, Vipassana zu
praktizieren.
Einige
Leute mögen ein ganzes Leben lang meditiert haben, sind aber unfähig, mit
dieser Technik zu praktizieren, erkennend, daß dies die wahre Praxis von
Vipassana ist. Diese Behauptung mag für viele Meditierende seltsam klingen. Für
viele Leute mag dies abnorm klingen. Wenn Meditierende mit diesem Konzept
praktizieren, brauchen sie einen kompetenten Lehrer, der sie den Weg entlang
führt.
Diejenigen,
die neu sind, neigen dazu ihre Praxis aufzugeben, weil sie das Vertrauen
verlieren, wenn sie nicht genug praktiziert haben. Sie laufen sogar mitten im
Retreat weg. Das liegt an ihrer schwachen Persönlichkeit, sie sind nicht fähig,
sich selbst zu kontrollieren. Wenn sie einmal weggelaufen sind, ist es
unwahrscheinlich, daß sie zurückkommen. Sie sind noch nicht wirklich in
Vipassana hineingekommen. Auch wenn sie nochmals anfangen, werden sie dasselbe
Geschehen sehen und deshalb denken, daß dies nicht der Weg ist.
Anfangs
mögen sie sich ermutigt fühlen zu praktizieren, nachdem sie einige Bücher gelesen
haben oder einige Reden gehört haben, aber bald entwickeln sie Zweifel, kommen
also zum Schluß, daß Meditation nichts für sie ist. Manchmal kann ein
kompetenter Lehrer sie davon überzeugen, mit dem Praktizieren fortzufahren,
aber in anderen Fällen mißlingt es ihm. Einige verlassen das Retreat sogar,
ohne Aufwiedersehen zu sagen.
Meine
Studenten, die diesem Problem gegenüber stehen, ermutige ich,
Davor
bist Du durch eine schwierige Zeit gegangen, in der Du all die Unzufriedenheit,
Unkontrollierbarkeit und Änderungen in Form von anicca, dukkha
und anatta gesehen hast, die die Merkmale des dritten nana sind.
Jetzt verwandelt es sich in etwas anderes. Nachdem Du praktiziert hast, hast Du
viel Ermutigung, Inspiration, Willenskraft und starke Energie. Du hast Dich
selbst darin geübt, damit umzugehen, bis Du das Entstehen und Wegfallen von nama-rupa
erkennst. Es entsteht, dauert nicht lange, dann geht es weg. Dies gibt Dir
etwas Hoffnung und Vertrauen. Wenn Du siehst, daß dies wiederholt geschieht,
treten geistige Verdorbenheiten – genannt Vipassana-Verunreinigungen – ein.
Dies ist das vierte nana, genannt Udayabbaya-nana.
Die
erste Art der zehn Vipssana-Verunreinigungen ist die, das Licht zu sehen.
Alles, was für gewöhnlich ein Irrgarten oder Chaos war, wird hell und klar. Es
mag das erste Mal sein, daß Du großes Vertrauen fühlst, wenn Du diese Erfahrung
hast, und daß Du fühlst, daß wirklich etwas in Deiner Meditationspraxis
geschieht.
Später
gewinnst Du ein tieferes Verständnis.
Wenn
Du an etwas denkst, bekommst Du eine direkte und genaue Antwort. Dies ist das
Merkmal von Verständnis, welches die zweite Art von Verunreinigung ist. Es
betrifft auch Deine intellektuelle Fähigkeit im Sinne von logischem Denken.
Deshalb neigst Du dazu, beim Praktizieren die Logik zu gebrauchen, sogar
während der Geh- oder Sitzmeditation.
Die
dritte Art von Vipassana-Verunreinigung ist Entzücken oder Exstase. Es ist die
Art von Freude, die Dein Haar sich aufrichten läßt.
Die
vierte Art ist Glücklichsein. Du hast niemals in Deinem ganzen Leben solches
Glück erlebt. Jetzt erst beginnst Du Deine Meditationspraxis zu genießen.
Die
fünfte Art ist Ruhe – das Gefühl von Stille und Stabilität, was im Gegensatz
zum Entzücken steht. Mit einem ruhigen Geist fühlst Du Dich positiver.
Die
sechste Art ist Entschlossenheit. Alle diese Erahrungen geben Dir großes
Vertrauen in Vipassana und machen Dich gewillt, für den Rest Deines Lebens Dich
der Meditationspraxis zu widmen. Gleichzeitig wünscht Du, daß Deine Freunde und
alle von Dir Geliebten die selbe Möglichkeit hätten.
Die
siebte Art ist ein Übermaß an Energie. Niemals zuvor hattest Du solche Energie.
Es ist, als wenn der Körper sich automatisch bewegt. Du fühlst Deinen Körper
voll von Kraft.
Die
achte Art ist ein Übermaß an Achtsamkeit. Dein Geist, der normalerweise die
Dinge nur langsam erkennt, wird schnell und aufmerksam. Er wird jetzt viel
flinker darin, Kontakt mit den sechs Sinnen zu machen. Die Reaktion ist
unverzüglich und direkt. Die Unwissenheit, die diese Bemerkungen gewöhnlich
vernachlässigte, verschwindet.
Die
neunte Art ist Gleichmut. Es gibt kaum Reizung, Ärger oder Verlangen infolge
von Sinneskontakten. Du erreichst Ruhe im Sinne von Gleichmut.
Schließlich
gibt es die zehnte Art von Vipassana-Verunreinigungen. Die Meditierenden fühlen
sich einfach wunderbar in diesem Zustand, und zwar so sehr, daß sie sich
verleiten lassen zu denken, daß sie übernatürliche Macht gewonnen haben oder
erleuchtet worden sind.
An
diesem Punkt fühlst Du Dich gut mit Dir selbst, der Situation und dem Retreat.
Du bist voller Selbstvertrauen bis zu dem Punkt, daß Du denkst, weiter nichts
tun zu müssen, und deshalb werden alle diese Zustände als geistige
Verdorbenheit angesehen, die das Fortschreiten der Vipassana-Praxis blockieren.
Einige
Meditierende erfahren alle zehn Arten von Vipassana-Verunreinigungen, während
andere ein paar davon erfahren mögen. Jemand, der intelligent ist, kann in
seiner Praxis besser sein. Er hat sein eigenes Verfahren des Benennens oder der
Kenntnis der Meditationstechnik. Er fühlt sogar, daß das was er vom Lehrer
lernt, nicht ausführlich genug ist, und denkt, daß er es besser tun kann als
was ihm gesagt worden ist oder was er in Büchern gelesen hat. Er kann sehen,
daß seine Erfahrung mehr auf der Linie mit dem liegt, was sein soll.
Tatsächlich
sind die ersten neun Arten von Vipassana-Verunreinigungen positive Qualitäten,
das heißt kusala (karmisch heilsam). Nur die letzte, das Gefallen, ist
negativ, weil es Dich sorglos werden läßt. Es gibt Dir Stolz und hält Dich
damit vom weiteren Praktizieren ab. Es beinhaltet Dein Verlangen und Deine
persönliche Meinung. Sie sind verschiedene Formen von Konditionierung, weshalb
sie Verunreinigungen genannt werden. Deshalb brauchst Du einen kompetenten
Lehrer. Ohne ihn ist es schwierig für Dich, durch all diese Aufregungen
hindurchzukommen.
Viele
Meditierende werden verärgert darüber, daß der Lehrer ihre Erfahrungen
mißbilligt. Einige sind mit ihm sogar nicht einverstanden. Der Lehrer muß einen
Schüler davor warnen, an diesen Erfahrungen festzuhalten. Wenn der Schüler
verärgert ist, gibt der Lehrer vor, sogar noch verärgerter zu sein. Dies sollte
das übermäßige Selbstvertrauen des Schülers nach einiger Zeit verringern. Der
Schlüssel ist es, weiter im Retreat zu bleiben und zu praktizieren, bis Du die
höchste Stufe des vierten nana erlangst – das Entstehen und Weggehen von
Geist und Körper.
Folglich
wirst Du anicca, dukkha und anatta beobachten – die
Unbeständigkeit, das
Nun
bist Du auf der richtigen Spur der Vipassana-Praxis, seitdem Du die Reinigung
dessen, was der Weg ist und was nicht der Weg ist, erlangt hast. Du siehst
klar, daß die zehn Vipassana-Verunreinigungen nicht der Weg sind. Im Gegenteil,
das Sehen von anicca, dukkha und anatta ist wirklich der Weg.
Wir
können sagen, daß Du die härteste und kritischste Zeit der Vipassana-Meditation
passiert hast. Wenn Du alleine praktizierst, kannst Du leicht die Bedeutung von
Vipassana verlieren, und das Praktizieren ohne Leitung kann zu Verrücktsein
führen. Dies ist gefährlich. Viele Meditierende müssen mit dem Praktizieren
aufhöhren, um zu Therapeuten zu gehen.
Wenn
Du noch nicht die Reinigung dessen, was der Weg ist und was nicht der Weg ist,
erreicht hast, dann gibt es keine Garantie dafür, daß Du richtig praktizierst.
Du brauchst noch einen Lehrer oder einen Freund, der die Meditationstechnik
besser als Du kennst. Diejenigen, die es schwer finden, die zehn
Vipassana-Verunreinigungen zu erkennen, können die Stufen des Wissens aus der
Sitzmeditation heraus identifizieren. Du kannst das Heben und Senken des Bauches
als vier Schritte sehen: Heben, Heben, Heben, Heben, Pause, Senken, Senken,
Senken, Senken, Pause. Dies beweißt, daß Du das vierte nana erreicht
hast. Es ist nicht, weil Du es konditionierst. Es muß sich in Deinem
gegenwärtigen Gewahrsein befinden.
Folglich,
wegen dieses klaren Wissens, gewinnst Du Vertrauen und Entschlossenheit. Du
beginnst, von Dir selber zu denken, daß Du großes Verdienst hast. Du denkst
nach über Freunde und Verwandte, für die Du gerne hättest, daß sie praktizieren
würden.
Das
fünfte nana ist Bhanga-nana oder Wissen der Auflösung von nama-rupa.
Nachdem Du vorher Vertrauen gewonnen hast, magst Du enttäuscht sein, zu sehen,
daß Deine Meditation zusammengebrochen ist, wenn Du Deinen Atem nicht siehst,
was auch ein Ergebnis von Konditionierung ist. Wenn Du gehst, bist Du unfähig
zu benennen, da Dein Geist die ganze Zeit über aufhört zu funktionieren. Die
meiste Zeit verschwindet Dein Gewahrsein. Es ist schwierig mit, mit dem
Praktizieren weiterzumachen. Du wirst besorgt, und manchmal gibst Du das
Praktizieren zeitweise auf. Du sitzt einfach im Raum und weißt nicht, was Du
tun sollst.
Wenn
Du da durchgehst, beweist dies, daß Du das fünfte nana erreicht hast. Es
ist nicht viel Gewahrsein da, auch keine Willenskraft, nur eine Art von
Unglücklichsein. Viele Male überlegst Du, mit dem Praktizieren aufzuhören. Wenn
der Geist untätig ist, bleibe einfach dabei und tue nichts.
Diese
Erfahrungen werden dann das sechste nana bringen – Bhaya-nana
– das Gewahrsein von Furchtsamkeit.
Ganz
plötzlich bist Du furchtsam vor etwas und hast ein mißtrauisches Gefühl zu der
Situation. Es scheint, als ob Du verrückt geworden wärest – Du weißt nicht, was
Du willst oder wo Du im Leben bist. Alles ist zusammengebrochen. Alle Deine
Pläne, Deine Träume, Deine Projekte oder sogar Dein Leben sind zu einem Ende
gekommen. Du wirst an diesem Punkt so träge und siehst nur die negative Seite
der Dinge. Es sieht sogar draußen so trübe aus. Es gibt nichts für Dich darin.
Das
siebte nana ist Adinava-nana – das Wissen vom Elend. Das
fünfte, sechste und siebte nana kommen zusammen und geschehen sehr
schnell zur gleichen Zeit, so daß es schwierig ist, sie einzeln voneinander zu
unterscheiden. Zuerst gibt es das Gewahrsein des Verschwindens der Achtsamkeit,
von Furchtsamkeit, dann von Elend und Verzweiflung. Wenn Du durch das siebte nana
gehst, fühlst Du Dich so verzweifelt. Nachdem Du eine lange Zeit viel
praktiziert hast, ist keine Hoffnung in Sicht.
Das
achte nana heißt Nibbida-nana – das Wissen von Abneigung
oder Widerwille. Dies ist ein kritischer Punkt für Meditierende. Du bist
ziemlich enttäuscht über Deine Praxis. Wenn sie an diesen Punkt kommen, packen
viele Meditierende ihren Koffer und verlassen das Retreat. Einige ändern ihre
Meinung und kommen zurück. Einige fühlen das Bedürfnis, für einen Spaziergang
hinauszugehen, nur für einen Szenenwechsel. Einige gehen vielleicht einfach um
das Retreat-Center herum, während andere bis ins Dorf gehen oder sogar den
nächsten Bus nach Hause nehmen.
Das
Wissen des achten nana zielt darauf ab, Deine Erwartung zu vermindern.
Wenn Du dazu gekommen bist zu realisieren, daß es an diesem Punkt nichts
besseres zu tun gibt, fährst Du
Die
wichtigste Sache, auf die ich Meditierende gerne hinweisen würde, ist, daß wenn
die Praxis nach Erreichung des vierten nana wieder aufgenommen wird,
immer vollkommenes Gewahrsein des Entstehens und Weggehens von nama-rupa bei
Dir vorhanden sein wird, vom vierten nana an aufwärts gesehen.
Wenn
Du widerwillig gegen nama-rupa bist, willst Du frei davon sein und alle
diese Situationen los werden, was Dich dazu bringt, das neunte nana zu
erkennen – das Muncitukamayata-nana – der Wunsch nach Befreiung.
Du willst totale Freiheit von Deiner ganzen Persönlichkeit. Früher, nachdem Du
eine Vorlesung gehört oder ein Buch gelesen hattest, wünschtest Du frei zu
sein. Du konntest sehen, daß das Leben in Samsara voller Gefahr ist. Du
wünschtest, Nirvana zu erreichen, aber dieses Gefühl war noch nicht wahr.
Nachdem Du dieses Wissen in Deiner Meditationserfahrung erlangt hast, wird
jener Wunsch sehr real. Du willst keinen Teil von diesen
Dann
kommt das zehnte nana, -- Patisankha-nana – das
Wiederbeobachten des Geschehens von nama-rupa.
Nachdem
Du einige Zeit praktiziert hast, fängst Du an zurückzuschauen, um die Erfahrung
wieder zu bemerken oder wieder zu benennen, die Du von Beginn an, nämlich vom
vierten nana an, gesehen hast, indem Du das Entstehen und Weggehen von nama-rupa
siehst.
Wenn
Du weiter praktizierst, wirst Du dazu kommen, das elfte nana zu
erkennen, -- Sankharupekkha-nana – das Wissen von gleichmütigem
Gefühl. Ohne irgendeine Erwartung fühlst Du Dich gleichmütig gegenüber der
Bildung von nama-rupa. Was auch immer aufkommt oder weggeht, es scheint
nichts auszumachen. Du praktizierst weiter wie gewöhnlich. Was für eine
Erfahrung Dir auch geschieht, es macht nichts. Du hast sie alle gesehen. Wir
können sagen, daß Du das Sankharupekkha-nana an diesem Punkt erreicht
hast.
Das
nächste nana, das zwölfte, ist Anuloma-nana – das Wissen von Anpassung. Es ist, wenn Du alle
Deine Erfahrungen in dieser Praxis wieder zur Betrachtung bringst, daß Du die
Endbedeutung von Vipassana-Meditation erkennst. Dies markiert das Ende von Vipassana-nana.
Es gibt nichts weiter zu tun.
Wenn
Du danach gefragt wirst, wo in der Vipassana-Praxis Du Dich befindest, kannst
Du sagen, daß Du den Kurs zuende geführt hast. Nichtsdestotrotz bedeutet das
nicht, daß Du erleuchtet bist. Du hast Dich bewußt und wirklich in den Standard
der Vipassana-Praxis eingefügt.
Die
starke Stufe vom vierten zum zwölften nana bezeichnet die Reinigung des
Weges, der zu Nirvana führt. Es wird so klar, was erklärt, warum Meditierende
immer wieder zum Retreat zurückkommen. Obwohl sie mehrere verschiedene Kurse
besucht haben, gewinnen sie neue Erfahrungen in der Vipassana-Praxis. Sie
fühlen Vertrauen und fühlen sich im klaren darüber, was sie tun, obwohl sogar
Außenstehende nicht verstehen und vielleicht denken, daß sie verrückt sind.
Wenn Du große Unterstützung von Deinen verborgenen Verdiensten hast –
Verdienste, die Du aus früheren Leben gewonnen hast –, mag die Bedingung
erfüllt sein, die Dich befähigt, das dreizehnte nana zu
Dies
ist ein Schritt zwischen die weltliche und überweltliche Stufe. Meistens hält
er beim zwölften nana an. Wenn man zum dreizehnten nana kommt,
bedeutet dies, daß man anfängt zu passieren. Es ist ein Passierschein, ähnlich
wie ein Visum, um die Landesgrenze zu passieren. Von diesem Punkt an wird
sofort Magganana, das vierzehnte nana, folgen. Es wird
leicht, nama-rupa ohne irdisches Bewußtsein verschwinden zu sehen.
Es
wird dann gefolgt von Phala-nana – das fünfzehnte nana –
das Wissen der Furcht. Um zu wissen, ob dieses Ereignis die wahre Erleuchtung
ist, muß man den ganzen Prozeß noch einmal überblicken im sechzehnten nana.
Dieses
nana – Paccavekkhana-nana -- , das Wissen des Zurückblickens, ist
wirklich eine Praxisform, die gebraucht wird, um den Zustand der Erleuchtung zu
prüfen. Ein Meditierender kann mit der Sitzmeditation anfangen und wünschen,
die nanas – vom vierten nana an beginnend – wieder duchzusehen.
Du siehst das Entstehen und Weggehen von nama-rupa. Du magst sogar
wünschen, daß Dein Körper und Geist für eine gewiße Zeit, deren Dauer von der
Stärke Deiner Konzentration abhängt, verschwinden. Wenn dies in Deiner
Sitzmeditation nicht geschieht, kann es in Deiner Steh- oder Gehmeditation
geschehen. Das Verschwinden von nama-rupa, das egal in welcher Haltung
gewonnen wird, beweist Deine Freiheit von Deinem Glauben an ein Selbst. Es gibt
nicht mehr länger sakkhayaditthi . Das Selbst ist vollkommen
entfernt worden. Es gibt keinen Zweifel mehr an der Erleuchtung in der Sprache
von Buddha, Dhamma und Sangha. Es gibt kein Festhalten an
übernatürlichen Kräften, von denen Du in der Vergangenheit gewöhnlich gewünscht
hast, daß sie Dich erlösen.
Das
Erreichen des fünfzehnten und sechzehnten nanas bedeutet das Erreichen
von Sotapanna oder ein Stromüberwinder. Wenn Du Buddhas Lehre vollkommen
verstehst, bist Du nicht länger abhängig von irgendjemandes Leitung beim
Praktizieren. Du bist Dir selbst genügend geworden.
Wenn
Du durch diesen Prozeß gegangen bist, beweist dies, daß Du die sechste und
siebte Stufe der Reinigung gewonnen hast – die Reinigung des Pfades und der
Einsicht. Es ist so klar, daß es all Deine skeptischen Zweifel aus Deinem Sinn
entfernt.
Obwohl
der Meditierende die Erleuchtung am entscheidenden Punkt nicht erreicht hat,
praktiziert er doch weiter Vipassana und erfährt die nanas vom vierten
bis zum zwölften nana.
Ein
Meditierender muß die Merkmale der sechzehn nanas in dieser Abfolge in
der Vipassana-Praxis erkennen. Du mußt es selbst erfahren. Es gibt keine
Autorität, die Dir zusichert, daß Du erleuchtet bist. Sogar der Lehrer wird dem
Schüler nichts von seiner Leistung sagen. Es ist streng verboten, über seine
eigene Erleuchtung zu sprechen. Dies ist eine sehr persönliche Angelegenheit.
Wenn Du über all diese Dinge lernst, solltest Du bestimmen können, wo und wer
Du bist. Nur Du, Du selbst bist die Autorität. Jetzt wo die Last gehoben ist,
bist Du gereinigt. Alles was zu tun übrig ist, ist, Dein Brahmacariya-Leben –
das reine Leben – zu leben.
Die
Praxis ist skizziert worden in der Abfolge der sechzehn nanas. Jedes
Mal, wenn ein Meditierender ein Retreat besucht, muß der Lehrer seine nanas
wieder durchsehen.
Es
ist notwendig, daß die nanas in der genauen Reihenfolge erscheinen,
beginnend bei der Reinigung der Disziplin, des Geistes, des Blicks, des
Transzendierens des Zweifels, davon, was der Weg ist und was nicht der Weg ist,
des Pfades, und schließlich, der Reinigung der Einsicht. Diese sieben Stufen
der Reinigung sind die einzigen Führer, die die Stufen Deiner Praxis markieren.
Wenn
Du Erfahrungen in vertauschter Reihenfolge siehst, sind sie gewöhnlich nicht
klar genug und können deshalb nicht als das wahre Ergebnis der Vipassana-Praxis
angesehen werden. Sie müssen klar und genau in der oben beschriebenen
Reihenfolge geschehen.
Diejenigen,
die in Anspruch nehmen, Buddhas Nachfolger zu sein, müssen diesen Weg
praktizieren. Das Endziel für wirkliche Buddhisten ist es, Nirvana zu
erreichen. Es ist egal, wann. Es muß einmal im Samsara-Prozeß geschehen, wenn
nicht in diesem Leben, dann in den zukünftigen Leben. Du wirst immer die Stütze
Deiner vergangenen Praxis haben. Wie ich in früheren Retreats erwähnte: wenn Du
das zweite nana erlangt hast, garantiert Dir das, im nächsten Leben ein
schönes Leben zu haben, aber es garantiert nicht das dritte Leben, und das
sollte nicht genügen um sich damit zufrieden zu geben.
7
STUFEN DER REINIGUNG
1.
Sila-visuddhi, Reinheit der Moral
Sie bezieht sich auf die konventionellen Vorschriften
und die Reinheit des Verhaltens (den Lebensunterhalt betreffend), Zügelung der
Sinne und Beherrschtheit der vier Bedürfnisse.
2.
Citta-Visuddhi, Reinheit des Geistes
Sie bezieht sich auf die drei Kategorien der
Konzentration, nämlich die momentane Konzentration, die eintretende
Konzentration und die erreichte Konzentration. Wenn man beim Praktizieren der
Vipassana-Meditation des Hebens und Senkens gewahr ist, ist die geistige
Reinheit erreicht, und dies ist das Merkmal der Reinheit des Geistes.
3.
Ditthi-Visuddhi, Reinheit der Sicht
Sie bezieht sich auf das Verstehen von nama-rupa,
mit seinen dazugehörigen Merkmalen, seinem Wesen, seinen Erscheinungsformen und
seiner unmittelbaren Ursache. Beim Praktizieren hat der Meditierende Namarupaparicchedanana
gewonnen. Reinheit der Sicht ist erreicht.
4.
Kankhavitarana-Visuddhi, Reinheit der Überschreitung
des Zweifels
Sie bezieht sich auf die Überwindung des Zweifels.
Sie beinhaltet das Verstehen der Beziehungen von Ursache und Wirkung, von Geist
und Körper, oder sie bezieht sich auf das zweite nana
(Paccaya-pariggaha-nana).
5.
Maggamagga-nanadassana-Visuddhi, Reinheit der Erkenntnis und
des Wissens von Weg und Nicht-Weg
Sie bezieht sich auf das Wissen der
Einsichtserkenntnis; sie weist dem Meditierenden die Richtung, zu wissen, was
richtig und was Teil des Weges ist. Beim Praktizieren entsprechend dieser
Reinheitsstufe wird der Meditierende die zehn Verunreinigungen erfahren und sie
als “Sehen, sehen” oder “Wissen, wissen” erkennen, bis daß sie verschwunden
sind. Sie bezieht sich auch auf das dritte und vierte nana. Sie liegt
zwischen Samatha und Vipassana.
6.
Patipada-nanadassana-Visuddhi, Reinheit der Erkenntnis und
des Wissens des Pfades
Sie ist die Reinheit des Einsichtwissens, das im
Fortschreiten vom vierten bis zum zwölften nana besteht.
7.
Nanadassana-Visuddhi, Reinheit der Erkenntnis und
des Wissens
Sie
bezieht sich auf das 14. nana, das Wissen der Vier Edlen Wahrheiten
(jeder Praktizierende muß die vier edlen Wahrheiten in seiner Meditationspraxis
realisieren).
Diese
vier edlen Wahrheiten sind: das
Die
Theorie der Vier Edlen Wahrheiten ist dem Praktizierenden schon bekannt. Aber
wenn der Meditierende nun in der Praxis den Beginn des Hebens und Senkens beim
Eintritt in das 13. nana sehen kann, wird dies das Ende des Leidens
genannt. Die Unerträglichkeit des Hebens und Senkens wird das
Das
Erkennen des Hebens und Senkens mit dem Wissen, wann das Nicht-Bewußtsein des
Geistes eintritt, heißt der Pfad, der zum Ende des Leidens führt. Alle diese
Vier Edlen Wahrheiten treten gleichzeitig ein, nicht vor- und nicht
nacheinander.
Um
es mit dem Anzünden einer Kerze zu vergleichen, hierbei gibt es die Dreiheit:
Wachs, Dunkelheit und Feuer; sie kommen zusammen, und es erscheint Licht.