Was ist Meditation?
Fragen für den Film "Was ist Meditation?"gestellt von Jörg Dittmar an Acharn Tippakorn, im Khao Yai Meditationszentrum im Oktober 2003.
(Übersetzt von Brigitte Schrottenbacher)

Was ist Meditation (kurz gefaßt)?
Man konzentriert sich auf ein Objekt (z.B. den Atem), um den Geist zu beruhigen, was Konzentrations-Meditation (samatha) genannt wird. Wenn der Geist ruhig ist, entwickelt man Klarblicks-Meditation (vipassana) um Verständnis über die wahre Natur von Körper und Geist zu erlangen.

Wer kann meditieren?
Jeder kann, je nach Fähigkeit, meditieren. Kinder im Alter von 7 bis 10 Jahren sollten mit 10 Minuten beginnen, von 10 bis 15 Jahren sind 20 Minuten zu empfehlen. Über 15 Jahre und gesunde Erwachsene, sollten mit 30 Minuten Meditation beginnen.

Warum meditieren (kurze Zusammenfassung)?
Um ein tieferes Verständnis von Körper und Geist zu erwerben. Man entwickelt mehr Kontrolle über den eigenen Geist und kann dadurch verhindern, daß er den 'falschen Weg' geht, was zu Leiden führt. Außerdem erlangt man das Wissen, wie man glücklich sein kann, ohne Geld dafür auszugeben. Man entwickelt Liebende Güte (metta) und Zweifel wie: 'Was ist das Leben?' werden sich auflösen. Kurz gesagt man kann den Geist zum höchst möglichen Niveau entwickeln.

Wie meditiert man (Methoden)?
Buddha hat 40 Meditationstechniken gelehrt. Man kann sie je nach den Tendenzen des Meditierenden anwenden. Kurzgefaßt - man entwickelt Konzentration (samatha), dann Klarblick (vipassana). Klarblick und Einsicht entstehen durch das Betrachten von Körper und Geist, wobei der Meditierende andauernd die drei Merkmale von Vergänglichkeit (anicca), Leidhaftigkeit (dukkha) und Substanzlosigkeit (anatta) wahrnimmt.

Welchen Effekt hat die Meditation auf den Geist des Meditierenden?
Der Meditierende erlangt Einsicht in Ursache und Wirkung und wird dadurch sorgfältiger mit Taten, Worten und Gedanken umgehen. Er wird auch sehen, daß es wichtiger ist, auf die eigenen Fehler zu achten und sie zu vermeiden, als sich um die Fehler Anderer zu kümmern. Der Geist wird ruhiger und friedvoller und dadurch fühlt man sich glücklicher.

Welchen Effekt hat die Meditation auf das Leben eines Meditierenden?
Der Meditierende entwickelt die Fähigkeit loszulassen. Was auch für Probleme in seinem Alltag auftauchen mögen, er wird emotional nicht mehr so involviert sein. Das heißt, daß er nicht mehr so sehr an den Dingen haftet und dadurch weniger Leiden erfährt. Er kann die Dinge genießen, läßt aber nicht zu, daß diese Dinge die Ursache für erneutes Leiden werden (dadurch, daß er daran haftet).

Was kann man bei der Meditation sehen?
Der Meditierende sieht andauernd, in allen Objekten, innerhalb und außerhalb von Körper und Geist,Vergänglichkeit, Leidhaftigkeit und Substanzlosigkeit. Wenn Bilder auftauchen so weiß er, daß da 'sehen' (Sehbewußtsein) aufgetaucht ist und läßt das Objekt los. Es ist nicht notwendig tiefer in das Objekt zu gehen.

Was kann man bei der Meditation hören?
Nimmt der Meditierende Geräusche wahr, so weiß er, das ist 'hören' (Hörbewußtsein) und läßt dann los, er sollte kein besonderes Interesse an den Objekten entwickeln.

Was kann man bei der Meditation fühlen?
Wenn die Konzentration stärker wird, so fühlt der Meditierende Leichtigkeit in Körper und Geist. Was aber auch für Gefühle auftauchen mögen, der Meditierende sollte wissen, daß da 'fühlen' ist und dann das Objekt loslassen.

Was ist das Wichtigste bei der Meditation?
Das Wichtigste ist, daß man weiß, was da in Geist und Körper auftaucht, und es dann losläßt. Wissen und Loslassen.

Was ist das Ziel der Meditation?
Das Verlöschen des Leidens (Nibbana) ist das höchste Ziel der Meditation. Aber der Meditierende wird auch schon vorher feststellen, daß sein Geist ruhiger und friedlicher wird. Er hat einen Zufluchtspunkt gefunden, der ihm im Alltagsstreß sehr zu Hilfe kommt. Er wird sehen, daß er die Dinge im Leben genießen kann, ohne darunter zu leiden, wenn er sie einmal nicht haben kann.

Was ist besonders an der Sitzmeditation?
In der Sitzposition entwickelt der Meditierende mehr Geistesruhe.

Was ist besonders an der Gehmeditation?
Bei der Gehmeditation entwickelt der Meditierende mehr Energie, weil er die Achtsamkeit auf die Bewegung lenkt. Aber im Grunde ist bei jeder Meditationsposition die Entwicklung der Achtsamkeit das Wichtigste.

Ist es schwierig (für Körper und Geist) zu meditieren?
Will man ein erfolgreiches Geschäft machen, so muß man Kapital investieren. Bei der Meditation ist es genau so.

Welche Bedeutung hat Geduld in der Meditation?
Geduld ist sehr wichtig. Anfangs muß man immer wieder die Achtsamkeit zum Hauptobjekt (z. B. Atem) zurückbringen. Was auch für Gedanken auftauchen mögen, gut oder schlecht, man soll nur wissen, daß da 'denken' ist und dann loslassen und die Achtsamkeit zurückbringen zum Hauptobjekt.

Welche Bedeutung hat Konzentration in der Meditation?
Konzentration ist die Fähigkeit, den Geist beim Objekt zu halten, sie entwickelt sich allmählich.

Welche Bedeutung hat die Achtsamkeit in der Meditation?
Achtsamkeit ist der wichtigste Faktor. Ist Achtsamkeit da, so sieht der Meditierende das Enstehen und Vergehen aller Objekte.

Was bedeutet Schmerz in der Meditation?
Schmerzen kommen und gehen in der Meditation. Man sollte sie beobachten und versuchen sie loszulassen und zum Hauptobjekt zurückkommen. Hält man die Schmerzen nicht aus, so sollte man erst wissen, daß man die Position wechseln möchte, weil da Leiden ist. Dann sollte man achtsam die Position wechseln. Ist man in der neuen Position so sollte man feststellen, daß der Schmerz, der vorher da war, verloschen ist. Jemand der Probleme damit hat am Boden zu sitzen, kann auch auf einem Stuhl sitzen. Manchmal können auch 'karmische' Schmerzen auftauchen (verursacht durch Taten, die man in der Vergangenheit vollführt hat). Man sollte aber nicht zuviel darüber nachdenken.

Welche Bedeutung hat Gegenwärtigkeit in der Meditation?
Achtsamkeit ist immer in der Gegenwart. Zu Wissen, bedeutet im gegenwärtigen Moment zu sein.

Möchten sie etwas hinzufügen?
Es ist völlig unwichtig, welcher Nationalität oder Religion man angehört. Jeder kann die Meditation ausprobieren. Man muß dazu nicht Buddhist sein. Es ist es wirklich wert, es auszuprobieren. Man entwickelt mehr Achtsamkeit und Ruhe und erfährt dadurch mehr Glück in seinem Leben. Würde jeder Mensch Ruhe und Frieden im eigenen Geist schaffen, so wäre Friede in dieser Welt.

Frieden kann man nur in sich selbst finden und nirgendwo außerhalb. Wir müssen bei uns selber anfangen!